Reinhold Sendker MdB zum Tod von Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl
„Mit Helmut Kohl ist ein großer Staatsmann gestorben. Sein Tod ist eine Zäsur, sowohl für die CDU als auch für die Bundesrepublik. Niemand hat die CDU in seiner grundsätzlichen Ausrichtung mehr mitgestaltet als Helmut Kohl. Seine großen Ziele hat er stets konsequent und mit Nachdruck verfolgt. Er war die große Integrationspersönlichkeit der CDU und als gestaltende Kraft in der deutschen Politik absolut verlässlich. Auf zahllosen Parteitagen und Großveranstaltungen vor Ort hat er es stets geschafft, die Partei mitzunehmen und für seine Ziele zu begeistern. Und er war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Mit seinem ausgesprochen geschickt positionierten legendären 10-Punkte-Plan konnte er die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes erreichen. Als „Kanzler der Einheit“ wird er uns stets in Erinnerung bleiben.
Wir Europäer leben seit mehr als 70 Jahren in Frieden, Freiheit und Wohlstands zusammen. Diese lange Periode des friedlichen Miteinanders haben wir auch Helmut Kohl zu verdanken. Kohl war überzeugter Europäer, der die Einigung Europas mit aller Kraft vorantrieb. Er war Architekt und Baumeister der Europäischen Union. Die Aussöhnung mit Frankreich war dem Rheinland-Pfälzer, der die Gräuel des Zweiten Weltkriegs hautnah miterlebt hat, eine Herzensangelegenheit. Unvergessen sind die Bilder von Helmut Kohl und François Mitterand Hand in Hand vor den Kriegsgräbern von Verdun 1984. Mit François Mitterand verband ihn eine enge Freundschaft. Und mit Mitterand an seiner Seite war es ihm möglich, die EU entgegen allen Zweiflern von einer Wirtschaftsunion zu einer echten politischen Einheit weiterzuentwickeln. Vielfach hat Kohl in den vergangenen Jahren gefordert, Europa müsse mehr weltpolitische Verantwortung übernehmen. Und wenn eines in den vergangenen Tagen wieder einmal deutlich wurde: Europa braucht mehr Europäer wie Helmut Kohl.
Die große mediale Berichterstattung der vergangenen Tage über das Leben und Wirken von Helmut Kohl hat uns einmal mehr vor Augen führt, dass die heutige Einheit Europas keine Selbstverständlichkeit ist. Sie ist nicht aus dem Nichts geboren und sie wird nur Bestand haben, wenn wir uns aktiv für sie einsetzen. Das sind wir auch Helmut Kohl schuldig. Ein europäischer Staatsakt, wie vom Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker geplant, ist daher eine angemessene und richtige Würdigung für das Lebenswerk des überzeugten Europäers Kohl.
Für das Wirken von Helmut Kohl bedanke ich mich. Ich verneige mich vor einem großen Deutschen.“