CDU Kreisverband Warendorf-Beckum

„Müssen die Bedenken der Bürgerschaft ernst nehmen“

CDU-Kreisvorstand informiert sich detailliert über umstrittenes Amprion-Projekt

Die 380kV-Wechselstromtrasse durch das Münsterland war jetzt Thema auf der jüngsten Kreisvorstandssitzung des CDU Kreisverbandes Warendorf-Beckum. Um sich ein umfassendes Bild von dem Vorhaben zu machen und alle Handlungsoptionen auszuloten, hatte das Gremium Amprion-Mitarbeiter Michael Weber, Projektleiter für die geplante Freileitung, eingeladen.

Bei einem so wichtigen Thema wie der Amprion-Stromtrasse wollten sich die Mitglieder des CDU-Kreisvorstandes ein genaues Bild machen und luden Projektleiter Michael Weber (5.v.l.) zu ihrer Vorstandssitzung ein.
Copyright: CDU KreisverbandBei einem so wichtigen Thema wie der Amprion-Stromtrasse wollten sich die Mitglieder des CDU-Kreisvorstandes ein genaues Bild machen und luden Projektleiter Michael Weber (5.v.l.) zu ihrer Vorstandssitzung ein. Copyright: CDU Kreisverband

„Trasse ist gesetzlicher Auftrag“

Fest steht: Der 85 Kilometer lange Lückenschluss in der Stromversorgung zwischen Westerkappeln und Werne ist seit 2022 gesetzlich im Bundesbedarfsplangesetz (BBPIG) verankert. „Diesen gesetzlichen Auftrag müssen wir erfüllen“, bekräftigte Michael Weber, Projektleiter beim zuständigen Energieversorger Amprion. Was noch nicht bis ins Detail feststeht, ist die Trassenführung. Zwar versuchen die Planer, möglichst viele Widerstände im Korridor zu berücksichtigen – naturgemäß stößt die zu schaffende Freileitung mit ihren bis zu 75 Meter hohen Masten in einem 1-Kilometer-Korridor in der Bevölkerung auf Skepsis. „In den betroffenen Kommunen formiert sich aktuell eine Bewegung gegen das Projekt“, gab Kreisvorsitzender Markus Höner zu bedenken. „Das nehmen wir im Kreisvorstand der CDU zum Anlass, uns ein detailliertes Bild von dem Vorhaben zu machen. Wir müssen die Bedenken der Bürgerschaft ernst nehmen.“

Plädoyer für unterirdische Variante

Ein Punkt gewinnt in der Debatte zunehmend an Bedeutung: Ist es möglich, statt der Freileitung eine unterirdische Variante zu realisieren, möglicherweise kombiniert mit der parallel verlaufenden Gleichstrom-Erdverkabelung? Dafür braucht es für die Abschnitte das sogenannte Kennzeichen „F“, um eine Erdverkabelung als Pilotprojekt im Ganzen oder in Teilbereichen zu ermöglichen. „Dazu hole ich gerade die rechtlichen und technischen Einschätzungen der Bundesregierung ein“, teilte Henning Rehbaum MdB der Runde mit. Allerdings sei diese Variante um ein Vielfaches teurer und dauere länger, wandte der Amprion-Mitarbeiter ein. Er unterstrich, dass sein Unternehmen nach intensiven Vorarbeiten am Ende für die genaue Streckenführung nicht mehr zuständig sei: „Das liegt letztlich in der Hand der Bezirksregierung Münster.“ Bedeutet für die Kritiker der Freileitungstrasse: Nach der Raumverträglichkeitsprüfung folgt nun das Planfeststellungsverfahren. Hier kommen alle Einwendungen noch einmal auf den Prüfstand.

Entscheidende Phase in der Projektplanung

Das Projekt befinde sich also in einer entscheidenden Phase, machte der Kreisvorsitzende klar: „Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern zuhören, alle Schritte unternehmen, um das Vorhaben so verträglich wie möglich für alle Beteiligten zu gestalten – und dabei zu jedem Zeitpunkt volle Transparenz wahren!“

Zusatzinfo:

Die Karte mit dem Leitungsnetz zeigt es deutlich: Zwischen Westerkappeln im Norden des Münsterlandes und dem Gersteinwerk im Süden prangt ein „weißer Fleck“. Hier fehlt eine „Stromautobahn“, die andere Leitungen entlastet und den Windstrom nutzt und ableitet, den immer mehr Anlagen im Münsterland produzieren. Dafür braucht es aus Expertensicht zwei Ansätze: Zum einen die genannte 380-kV-Höchstspannungsfreileitung, zum anderen den sogenannten „Korridor B“, eine als Erdkabel verlegte Gleichstromverbindung, die wie ein „Bypass“ funktioniert. Insbesondere die Freileitung stellt eine planerische Herausforderung dar, denn es gilt, die Belange von Mensch und Umwelt gleichermaßen zu berücksichtigen.

Im Kreis Warendorf sind von der umstrittenen Freileitung nach derzeitigem Stand die Kommunen Ahlen, Drensteinfurt, Everswinkel, Ostbevern, Sendenhorst und Telgte betroffen. Die Bauarbeiten sollen nach jetzigem Zeitplan 2028 beginnen, die Inbetriebnahme ist 2033 geplant.