50 Jahre Kreisverband
Der CDU Kreisverband Warendorf-Beckum besteht seit fünf Jahrzehnten: Am 23. November 1974 fand der konstituierende Kreisparteitag in Beckum statt. Ein Anlass für einen Rückblick – auch wenn es eine christdemokratische Volkspartei in den Kreisen Warendorf und Beckum schon viel länger gibt. Sie wurde im Herbst 1945 erst als Christlich Demokratische Partei (CDP) gegründet und wechselte ihren Namen 1946 dann zur Christlich Demokratischen Union (CDU). Allerdings existierte der Kreis Warendorf in seiner heutigen Form zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Wadersloher Ulrich Bösl vom Kreisvorstand hat die Geschichte der heimischen CDU aufgearbeitet:
Auf den Spuren der kommunalen Neuordnung
„Der Grund dafür, dass wir das 50-Jahr-Jubiläum erst jetzt feiern können, liegt in der kommunalen Neuordnung“, erklärt der geschichtsinteressierte Wadersloher. „In den Jahren 1969, 1973 und vor allem am 1. Januar 1975 fand die Gebietsreform statt. Kleinere Orte wurden mit größeren zusammengelegt, die Ämter mit der Amtsverfassung abgeschafft und aus den Ämtern Großgemeinden gemacht. Kreise wurden aufgelöst, neu geschnitten und zusammengelegt.“
Verwaltungslandschaft „mächtig durchgeschüttelt“
1969 kam zum Beispiel die Gemeinde Benteler vom Amt Liesborn Wadersloh zur Gemeinde Langenberg. Vom Kreis Beckum kam sie somit zunächst zum Kreis Rheda-Wiedenbrück und dann ab 1975 zum Kreis Gütersloh. „1975 wurde der Kreis Münster Land aufgelöst, und Teile des Kreises wie die heutige Gemeinde Drensteinfurt oder die Stadt Telgte wurden im neuen Kreis Warendorf eingegliedert“, ergänzt Ulrich Bösl. „Die anderen Orte wurden der kreisfreien Stadt Münster zugeschlagen. So wurde die politische Landschaft durch den Landtag mächtig durchgeschüttelt!“
Die Geburtsstunde des Kreises Warendorf
Auch der heutige Kreis Warendorf erlebte einige Umwälzungen: Die früheren Kreise Beckum und Warendorf bildeten schon seit Bestehen der Bundesrepublik einen gemeinsamen Bundestagswahlkreis, erst vertreten durch Bernhard Raestrup aus Oelde, im Anschluss durch den in Warendorf lebenden Heinrich Windelen. Da lag es nahe, die Kreis Beckum und Warendorf mit Teilen des alten Kreises Münster Land zusammenzulegen. „Selbstverständlich gab es einen jahrelangen Kampf von Gemeinden und Städten, die ihre Selbständigkeit und ihren Namen behalten wollten oder nur in einen bestimmten Kreis wollten“, erinnert der Kreispolitiker an die Diskussionen. „Natürlich waren auch der Sitz und Name des Kreises umstritten. Viele Delegationen reisten zum Innenministerium oder zum Landtag nach Düsseldorf.“ Doch mit der Verabschiedung des Gesetzes wurden Fakten geschaffen.
Neuer Kreis – neue Parteistruktur
Auch die CDU als größte politische Kraft reagierte auf diese Landtagsbeschlüsse und formierte sich neu. Nachdem die beiden Kreisverbände einige Ortsunionen zum Kreis Gütersloh, der Stadt Hamm oder dem Kreis Soest abgegeben hatten und im Gegenzug neue Ortsunionen aus Münster Land und Gütersloh zugeschlagen bekamen, musste eine neue Parteiorganisation gebildet werden. Im Kreis Beckum war der Ahlener Bürgermeister Herbert Faust CDU Kreisvorsitzender, im CDU Kreisverband Warendorf übernahm Leo Wolters aus Ostbevern das Ruder. Für den Kreis Beckum war Herbert Faust zugleich Landtagsabgeordneter, für den Kreis Warendorf der Landwirt Fritz Werner Hoberg aus Liesborn-Göttingen. Gemeinsamer Bundestagsabgeordneter war Heinrich Windelen, der auch Landesvorsitzender der CDU Westfalen-Lippe war. Der Warendorfer Rechtsanwalt Friedrich Vogel war Bundestagsabgeordneter über die Reserveliste. Landrat in Beckum war Theo Frisch aus Ennigerloh und in Warendorf Josef Höchst.
Aus 2 mach 1
Mit viel Fingerspitzengefühl machten die Christdemokraten aus zwei Verbänden einen: „204 Delegierte aus den 13 Stadt- und Gemeindeverbänden entschieden auf dem konstituierenden Kreisparteitag am 23. November 1974 mit 146 zu 56 Stimmen, dass der neugebildete CDU Kreisverband den Namen Warendorf-Beckum erhält“, hat Ulrich Bösl die Protokolle studiert. Der Ostbeveraner Leo Wolters wurde mit 172 Ja-Stimmen zum ersten Kreisvorsitzenden des CDU Kreisverbandes Warendorf-Beckum gewählt. Seine Stellvertreter wurden Hanna Bentfeld, Warendorf, Heinz Brandhofe, Telgte, Bernd Schnell, Beckum, und Günther Seidel aus Ahlen. Jürgen Preuhs aus Ennigerloh wurde Schriftführer, sein Vertreter war Winfried Kaup aus Stromberg, der noch heute stellvertretender Landrat ist. Hans Schoppmeyer aus Ahlen wurde Schatzmeister und Ewald Rüschenschmidt aus Albersloh sein Stellvertreter.
„Eine diplomatische Meisterleistung“
Aus jedem Kreis waren mindestens zwei Vertreter im geschäftsführenden Kreisvorstand. Dann kamen die Vorsitzenden der Vereinigungen und Vertreter aus den Stadt- und Gemeindeverbänden dazu. Jede Kommune war im CDU Kreisvorstand Warendorf-Beckum vertreten. „Dies alles so hinzubekommen, war eine diplomatische Meisterleistung“, zollen der jetzige Kreisvorsitzende Markus Höner und sein Vorgänger Reinhold Sendker, der die turbulenten Zeiten selbst als Beisitzer im Altkreis Warendorf miterlebt hat, den Gründungsvätern sowie einer Gründerin ihren Respekt. „Leider war Hanna Bentfeld die einzige Frau im Kreisvorstand“, konkretisiert Ulrich Bösl, „was heute zum Glück anders ist!“. Der neue CDU Kreisverband hatte 5000 Mitglieder und unterhielt in Beckum auf der Oststraße 44 sowie in Warendorf auf der Zumlohstraße 4 je eine Geschäftsstelle.
Als Josef Predeick Landrat wurde
„Spannend war natürlich auch die Kandidatenliste für die Kommunalwahlen in den Gemeinden wie auf Kreisebene“, berichtet Bösl weiter. „Und diese vieldiskutierten Personalfragen haben sicher dazu beigetragen, dass der CDU Kreisverband Warendorf-Beckum bereits beim zweiten Kreisparteitag am 15. Februar 1975 in Stromberg tatsächlich 1700 neue Mitglieder hatte.“ In Stromberg standen mehrere Kandidaten für das Amt des Landrats zur Verfügung. Gewählt wurde Josef Predeick aus Oelde, vorgeschlagen vom Arbeitnehmerflügel CDA, der JU und der CDU Oelde. Neben Predeick bildeten der Parteivorsitzende Leo Wolters, Josef Edbories aus Neubeckum und Günther Homann aus Everswinkel das Kandidaten-Spitzenquartett.
Einsatz für das Zusammenwachsen
Die Personalentscheidungen kamen offenbar gut an beim Wahlvolk: „Die CDU und ihre Kandidatinnen und Kandidaten waren bei der anschließenden Kommunalwahl sehr erfolgreich“, bestätigt der Wadersloher. „Josef Predeick wurde Landrat und blieb dies bis zu seinem frühen Tod.“ Gemeinsam mit Markus Höner und Reinhold Sendker ist sich Ulrich Bösl einig: „Predeicks Bestreben war es, überall die Wunden der kommunalen Neuordnung zu lindern – und das mit Erfolg. Er hat viel für das Zusammenwachsen und die Einheit im Kreis Warendorf bewirkt!“
Starkes Fundament weist Weg in die Zukunft
Wie stark das Fundament ist, das damals gelegt wurde, zeigt sich auch weiterhin: „Bis heute ist die CDU die führende Kommunalpartei im Kreis Warendorf“, betont der Kreisvorsitzender Höner. Das Rezept dafür sei kein Geheimnis: „Für uns haben immer schon die Menschen im Kreis Warendorf im Mittelpunkt gestanden.“ Daran möchte die Kreis-CDU mit dem Vorstand um Markus Höner, dem Landrat Dr. Olaf Gericke und den vielen engagierten Mitgliedern in der CDU auch weiterhin anknüpfen.